Stahlröhre VF14 - Eigenschaften, Daten und Anwendung
Vorgestellt wurden diese beiden neuen Stahlröhren in der Funk-Technik [FT] Heft 21, 1947. Wenig später im Dezember folgte die Funkschau [FS] mit ihrer Beschreibung. VCH11 und VF14 gehören mit der bereits Dezember 1946 angekündigten VEL11 zu den ersten Neukonstruktionen mit Stahlröhrensockel nach Ende des 2. Weltkrieges. Dieser Beitrag befasst sich mit der Pentode VF14.
In Auszügen der Originaltext aus der FT:
[...] Als weitere Neuentwicklung [neben der VCH11] - ebenfalls von Telefunken durchgeführt - erschien die Stahlröhre VF14, eine rauscharme Pentode großer Steilheit, die datenmäßig der EF14 gleicht, aber mit einem 50-mA Brenner (60 V Heizspannungsbedarf) ausgerüstet ist. Diese Röhre ist vor allem für die verwendung in Spezialgeräten und Spezialschaltungen bestimmt. Das Bremsgitter (g3) sowie die Metallisierung (Stahlkolben) liegen an getrennten Sockelstiften, so daß verschiedene Schaltmöglichkeiten bestehen. So kann das Bremsgitter - beim Breitbandverstärker - an die Katode gelegt werden, die Röhre arbeitet dann als normale Pentode, oder - beim Antennenverstärker - mit der Anode verbunden werden. Das Bremsgitter kann aber auch eine positive Vorspannung erhalten, wobei sich eine größere Aussteuerfähigkeit ergibt. Wegen ihrer Rauscharmut ist die Röhre für Kurzwellenempfang sehr gut geeignet. Ebenso läßt sich die VF14 als Röhre für additive und multiplikative Mischung benutzen. Der Anschluß der Metallisierung an einen besonderen Sockelstift ermöglicht ferner die Verwendung der VF14 in der ECO-Schaltung.
Wenn die VF14 auch nicht besonders für Rundfunkempfangszwecke entwickelt wurde, ist sie trotzdem sehr gut zur Bestückung von Hochfrequenz-Vorstufen in Überlagerungsempfängern brauchbar, besonders auf Grund ihrer hohen Rauscharmut. Beträgt doch der äquivalente Rauschwiderstand der VF14 nur 850 Ω gegenüber etwa 50 kΩ bei der UCH11. [...]
Die Funkschau schreibt:
Nachdem Telefunken in der Nachkriegszeit bereits eine wichtige Röhre, die VEL11, herausbringen konnte und damit dokumentiert hat, daß das Stiefkind unter den Allstromserien, die V-Serie, weiter ausgebaut werden soll, wurden jetzt in der V-Serie zwei weitere neue Röhren entwickelt. Man nahm zwei bereits bestehende Röhrentypen aus anderen Serien, die UCH11 und die EF14, und versah sie mit den Heizfäden der 50 mA-Serie. Damit waren die zwei neuen Röhren, die VCH11 und die VF14, geboren. [...]
Die Verwendung der neuen VF14 wird sich im grossen und ganzen auf Spezialfälle beschränken. Besonders die Kurzwellenfreunde werden erfreut sein, daß es jetzt auch eine rauscharme, steile Universalpentode mit gesondert herausgeführtem Bremsgitter für Allstrombetrieb gibt. Über den ursprünglichen Verwendungszweck - UKW-Breitbandverstärkung für Fernsehempfänger und verzerrungsarme Verstärkung im Antennenverstärker - ist die EF14 in den letzten Jahren ja weit hinausgewachsen und ist eine wirkliche Universalpentode geworden. Es gilt auch für die VF14 die gleiche universelle Verwendungsmöglichkeit. [...]
Zur Ergänzung der V-Serie fehlt eigentlich nur noch eine Röhre, um den V-Röhren-Standard-Super zu schaffen und um die 220 V Netzspannung auch voll als Heizspannung auszunutzen: die VBF11. Hoffentlich kommt auch sie bald.
Im Handel nicht greifbar!
Die Röhrenproduktion gehört aus bekannten Gründen zu den größten Engpässen. Die Röhrenfabriken können noch nicht einmal die dringensten Bedürfnisse der Gerätefabriken befriedigen. Da ist vorläufig nicht damit zu rechnen, daß die neuen Röhren VEL11, VCH11 und VF14 im Handel käuflich erworben werden können und dem Funkpraktiker zum Selbstbau eines Gerätes zur Verfügung stehen. Anfragen nach diesen Röhren bei den Röhrenfabriken ist daher zwecklos. [...]
Das war im Herbst 1947 bis zur Währungsreform im Sommer 1948 ein völlig normaler Zustand, doch spätestens ab 1949 waren auch die V-Röhren im normalen Handel erhältlich. Im Katalog des Rundfunk-Grosshandels 1951/52 (VERG) war die VF14 mit 15,30 DM gelistet (VCH11 15,-DM, VEL11 15,20). In der Röhren-Taschentabelle (RTT) 8. Aufl. 1960, blieb der Preis der VF14 unverändert bei 15,30 DM. Zum Vergleich: Eine UF14/EF14 lag 1951 bei 12,80 DM.
Der Mehrpreis der VF14 ergab sich durch den höheren Fertigungsaufwand (mit mehr Ausschuss) der 50 mA Heizung.
Ein Blick in die Datenbücher des Entwicklers Telefunken bietet sich an, um die Eckdaten der xF14 Stahlröhren-Reihe zu vergleichen. Das Telefunken-Röhrentaschenbuch 1955 zeigt folgende Tabellen:
Fig. 1, 2 und 3: Tabellen zur Stahlröhre EF14, VF14 und UF14
Die Datengleichheit (bis auf Heizdaten) von EF14 und VF14 wird hier dokumentiert, selbst die Heizleistung ist mit etwa 3 Watt identisch. Lediglich die UF14 weicht durch u.a. niedrigere Grenzwerte bei Ua, Na und Ug3 und etwas geringere Heizleistung ab. In späteren Datenbüchern wie der RTT 11. Auflage 1967 werden von Heizung abgesehen sogar alle drei Röhren mit denselben Daten genannt.
In den Artikeln der FT und FS (im Anhang vollständig einsehbar, in höherer Auflösung bei den Röhrendaten abrufbar) werden neben NF-Verstärkung (in Gegentakt bis etwa 5 W erreichbar) vor allem die HF-Anwendungsmöglichkeiten beschrieben. Der dokumentiere Einsatz in einem industriell hergestellten Gerät beschränkt sich bislang auf einen UKW-Vorsatz von Horst Hewel.
Ihre anfangs nicht geplante Hauptanwendung sollte die VF14 aber erst ab 1949/50 bekommen: Als Vorverstärker (Impedanzwandler) in Triodenschaltung, G2 und G3 mit A verbunden, im neu entwickelten Kondensatormikrofon U47 des Herstellers Georg Neumann, Berlin. Die Einsatzbedingungen weichen dabei völlig von den "normalen" Betriebswerten aus der Datentabelle ab, die VF14 wird hier mit etwa 35 V bei knapp 40 mA (nur 1,4 W Heizleistung!) zur Erzielung günstiger Rauscheigenschaften "unterheizt":
Fig. 4 Schaltplan Neumann U47 (ohne Netzanschlussgerät NG)
Warum die VF14 und nicht die sonst datengleiche EF14? Der Grund lag in der Forderung der Entwickler, die gesamte Mikrofonschaltung nur aus einer (gut gesiebten) Gleichspannung von etwa 105 V zu betreiben. Dazu befindet sich ein im Mikrofonfuß befestigter Heizkreis-Vorwiderstand von 1780 Ω, der knapp 3 W in Wärme umsetzt. Das gesamte U47 nimmt also etwa 4,2 W auf. Die höhere Ausgangsspannung ist erforderlich, um die Polarisationsspannung für die Mikrofonkapsel bereitzustellen.
Die Stahlröhre VF14 war also vorhanden und das neue Mikrofon U47 wurde entsprechend von Neumann daran angepasst entwickelt. Denn eine besser passende Triode VC11 gab es nicht ...
Fig. 5 VF14, noch bezeichnet RöW Bln. (Röhrenwerk Berlin), 45. Woche 1947
Spätere Röhren-Kondensatormikrofone wie z.B. das KM53a (1954) wurden dann mit der eigens dafür herausgebrachten Mikrofon-Triode AC701 realisiert.
Mein Dank gilt vor allem dem Archiv der GFGF, Otmar Jung und Prof. Dietmar Rudolph für die Unterstützung bei der Recherche und Datensammlung!
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Quellennachweis:
Funk-Technik Nr. 21, 1947, S.6 und Nr. 22, 1947, S.7 f.
Funkschau Nr. 12, 1947, S.111 f. und Nr. 1, 1948, S.6 ff.
Telefunken-Röhrentaschenbuch Ausgabe 1955, S.64, 98 f. und 109
Röhren-Taschentabelle 8. Aufl. 1960, S.13
Röhren-Taschentabelle 11. Aufl. 1967/68, S.187
Katalog des Rundfunk-Grosshandels (VERG) 1951/52, S.196 f.
Röhren-Handbuch Ludwig Ratheiser 1949, S.314
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